Sunday, August 27, 2006


Die Schweiz - eine 4-Länder-Tourvon Tod und Lyn Rodger

Als ich den Leuten erzählte, ich wollte zu einer Radtour in die Schweiz, war stets die erste Frage: "Ist das nicht schrecklich hügelig dort.
Na gut, einiges ist hügelig, aber das meiste ist gebirgig. In drei Wochen fuhren wir 1800 km und erklommen Höhen von insgesamt 30 000 Metern. Eine Durchschnittsstrecke von ca. 100 km pro Tag mag nach nicht allzu viel klingen, aber probieren Sie mal knapp 2000 Höhenmeter pro Tag, bevor Sie das als leicht abtun...Unter unseren 18 Fahrern waren zwei Bike Friday New World Touirists und ein Bike Tuesday Tandem. Wir vier vertraten die Gemeinschaft der Green Gears (???) recht gut.
Es ist nicht nur hügelig und gebirgig in der Schweiz - es ist auch steil.

Selbst Fahrer aus Colorado waren überrascht durch die herausfordernden Aufstiege in den Alpen. Während 6-7 % Steigung im allgemeinen das Höchste in den Rockies sind, sind in den Alpen 10-15 % das übliche, und bei einer Abfahrt kamen wir an 22 % heran. Ich fand die Abfahrten im übrigen schlimmer als die Aufstiege: klar forderten die Aufstiege körperlich alles, aber viele der Abfahrten waren regelrecht furchterregend. Obwohl ich mit neuen Bremsbelägen gestartet bin, mußte ich zwei Sets während der Tour ersetzen und nahm noch ein Ersatzpaar zusätzlich mit.

Dies war die erste Tour mit einem Reiseunternehmen für mich unter ca. 200 000 km Radreisen. Ein Grund ist, daß ich so anspruchslos bin - mancher würde sagen: preisbewußt - und ein anderer, daß ich mich ebenso gut auf mich verlassen kann bei der Tourenplanung. Obwohl ich glaube, daß ich darin gut bin, hat mich Laurenz Gsell wohl noch übertroffen, und ganz sicher ist er als Gruppenführer verständnisvoller und geduldiger.

Laurenz ist ein frisch pensionierter Chemiker aus Basel, im Norden der Schweiz, nur ein paar Kilometer von Deutschland wie Frankreich entfernt. Er und seine Frau Corinne lieben das Radeln, Wandern, Skilanglauf und andere Sportarten draußen. Sie sprechen fließend sieben Sprachen, kennen die besten europäischen Radrouten, finden in der Nebensaison die besten Hotels und wissen, was Radsportler suchen. Da sie selbst schon in den USA gelebt, gearbeitet und sich per Rad bewegt haben, haben sie besondere Freude daran, Amerikanern ihr Heimatland zu zeigen.

Obwohl ich dies eine Schweiz-Tour nenne - weil wir uns die meiste Zeit auf einem Kurs in Form einer 8 in den Schweizer Bergen bewegten - nennt Laurenz sie seine Vierländer-Tour, weil wir zwei Tage im Schwarzwald in Deutschland verbrachten, zwei Tage im Elsaß und in den Vogesen in Frankreich und zwei Tage am Comer See und Lago Maggiore in Italien. Er findet die Möglichkeit, auf einer Tour vier Länder mitzunehmen, gerade für Amerikaner reizvoll. Wie dem auch sei - es ist fantastisch.
Eines unserer schönsten Abenteuer war ein Tag über eine Strecke ohne Straßen. Als wir uns durch ein schönes Tal nach oben kurbelten, ließ der übliche Straßenverkehr immer mehr nach. Die kleine Pflasterstraße verwandelte sich in Matsch, an einer Hochalm hörte sie schließlich auf. Ab da schoben wir unsere Räder um eine Almhütte, durchquerten Felder mit elektrischen Zäunen, dann quer durch eine Wildblumenwiese und schließlich über einen schmalen Waldweg. Der mündete in einen halbwegs fahrbaren Matschweg schließlich in eine Pflasterstraße, die uns in ein überwältigendes Tal bergab führte. Den ganzen Tag umgaben uns die dramatisch gezackten Alpengipfel.

Der Tag mit den meisten Herausforderungen war der Kuhglocken-Tag - die gab es nämlich als Auszeichnung am Schluß. Sechs von uns fuhren vom Centovalle-Tal in Italien über den Simplon-Pass zurück in die Schweiz und dann wieder talaufwärts nach Zermatt - wo wir uns im Angesicht des Matterhorns sonnen konnten. Gut 150 km und über 3000 Höhenmeter waren wohl eine Kuhglocke wert. Mein schönster Tag war ein freier Tag im Berner Oberland. Während einige mit dem Bus nach Grindelwald fuhren und dort auf Zahnradbahn oder Skilift umstiegen, fuhr ich mit dem Rad nach Grindelwald zurück. Die einspurige Pflasterstraße von Meiringen nach Grindelwald enthält einen 1700-Meter-Aufstieg durch das Rosenlauital und dann über einen offenen Hang im Schatten des Wetterhorns. Obwohl diese bemerkenswerte Straße für allgemeinen Verkehr gesperrt ist, wird sie als Bergprüfung in der Tour of Switzerland genutzt. An der Scheidegg ist man dicht an Eiger und Mönch , und dann geht's wieder runter nach Grindelwald.
Mittlerweile war ich entschlossen, diese Tour nächsten Sommer zu wiederholen. Als ich Laurenz um eine Vorbuchung bat, sagte er, daß er eine andere Tour, durch Burgund und die Alpen plane für den nächsten Sommer. Ich sagte ihm: "Na prima - hier ist meine Buchung." Wie Ruth in der Bibel sagt: "Wo du hingehst, will ich auch hin gehen."
Mehr Infos über diese Touren: http://www.bikeandhike.ch/

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